Die Mischung aus Reisebeschreibung, Rückblicken, Fotos, Reflexionen (im Sinne von: prüfendem und vergleichendem Nachdenken) und und und … machen die Ausführungen Willi F. Gerbodes besonders. Der aktuelle „Zustand“ des erzählenden Ichs an einigen Tagen wird dadurch sehr nachvollziehbar und spannend. Auf den Seiten 44 ff. zum Beispiel spiegelt eine „assoziative Superdichte“ seine Gedanken- und Gefühlswelt in philosophischen Zitaten (Adorno, Descartes, Platon), mythologischen Exkursen (Hades, Ariadne, Minotaurus), politische Betroffenheit (Israel, Hamas), Alltagsproblemen (Türschloss, Sturm, Kühlschrank). Ein Feuerwerk auf nur vier Seiten und fast schon eine Überforderung, das meiste fällt bei mir auf dankbaren Boden nach einer sich im Nachhinein gelohnt habenden Schulzeit mit Großem Latinum, Graecum und anschließendem Germanistikstudium.

Die historisch-familiären Rückblicke retardierten anfangs mein Lesevergnügen etwas, aber nun war ich gespannt, wie die „Reise in meine griechische Seele“, so der Untertitel von „Die Einsamkeit der Inseln“, weitergeht. Und irgendwann ist es geschafft, und ich bin geschafft: So viel Schreibpower, Einblicke, Sentenzen, Anspielungen, Wissen, Seelenzustände überwältigen geradezu.
Und die vielen Stellen, die ich markiert und eselohrisiert habe, verführen auch später noch zum erneuten Nachschlagen.
Viele Formulierungen haben mich beeindruckt: „ Ihre jubilierenden Countertenöre und Soprane treffen jeden Ton zwischen deutschen Mauertoten und goldener Resteverwertung in Auschwitz und Birkenau“ – „Es ist der Abschied von der Seele, die dich einsam macht“ …
Beeindruckt hat mich auch, dass der Autor Olga Tokarczuk, die polnische Literaturnobelpreis-Trägerin des Jahres 2018, bei einem Schreibstipendium auf Rhodos kennenlernen durfte. Dieses Vergnügen hatte ich zwar nicht, aber sie hat mir (indirekt/ zufällig) durch ihren Preis und einen Artikel in den Westfälischen Nachrichten zu ungewöhnlich zahlreichen Klicks auf meiner Homepage verholfen. - Alle wollten wohl wissen, wer dieser Sestendrup ist, der mit Olga Tokarczuk und Peter Handke auf derselben Kulturseite steht. Man muss auch mal Glück haben bei der Platzierung … und die Leserinnen und Leser, die sich mit Willi F. Gerbode auf die Reise in seine griechische Seele begeben, haben vielleicht das Glück, dort einen Platz für die eigene Seele zu finden.    

Manfred Sestendrup (www.paulgedichte.de)

 

„Ein literarisches Flipperspiel“ -Ehemaliger Pius-Lehrer Willi F. Gerbode veröffentlicht sein fünftes Griechenlandbuch

Willi F. Gerbode (…) hat mit „Die Einsamkeit der Inseln. Reise in meine griechische Seele“ sein nunmehr fünftes Griechenlandbuch veröffentlicht. (…) Vor der touristischen Kulisse der griechischen Inseln, kurz bevor sie in den Winterschlaf frei der vielen Besucher fallen, vor der heranziehenden Einsamkeit des Chímona, wie die Griechen den Winter nennen, der vielen eine Zeit ohne bezahlte Beschäftigung bringt, gibt Gerbode Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt. Dem Leser offenbart sich ein Mensch, der sich mit seiner eigenen Geschichte, mit den Geschichten der anderen, aber auch mit aktuellenp olitischen Themen und Ereignissen wie dem Überfall der Hamas auf Israel auseinandersetzt. Dem Leser offenbart sich zudem ein nahbares Griechenland jenseits aller Hochglanz-Reisefürer. Er verstehe die Griechen nicht nur in sprachlicher Hinsicht, sondern auch durch die „langjährige Vertrautheit mit ihrem oft schwer zu lesenden kulturellen Kompass.“ (...)

Christine Tibroni, AZ 14.9.2024